Barrierefreies Webdesign ist längst keine bloße Empfehlung mehr, sondern eine klare Notwendigkeit. Spätestens mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das 2025 vollständig in Kraft tritt, wird aus der moralischen Verantwortung auch eine rechtliche Verpflichtung. Gerade als Webdesigner und Freelancer sehe ich es als meine Aufgabe, nicht nur schöne, sondern auch zugängliche Websites zu gestalten – für wirklich alle Menschen.

Vielleicht fragst du dich, warum das Thema jetzt so dringend ist. Die Antwort liegt auf der Hand: In einer zunehmend digitalen Welt darf niemand ausgeschlossen werden. Und genau hier bietet Elementor als Page-Builder für WordPress die idealen Werkzeuge, um barrierefreie Websites effektiv umzusetzen.

Doch bevor ich dich in die Praxis mitnehme, lass uns einen Moment klären, welche Anforderungen eigentlich hinter dem Begriff „barrierefrei“ stecken. Denn eine inklusive Website bedeutet weit mehr als nur große Schrift und kontrastreiche Farben.

Gesetzliche Vorgaben

Bislang galt Barrierefreiheit im Netz vor allem für Behörden und öffentliche Einrichtungen. Mit dem neuen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz weitet sich der Geltungsbereich auf private Anbieter aus – insbesondere auf E-Commerce-Seiten, Dienstleister und Informationsportale. Auch wenn kleine Unternehmen zunächst noch von der direkten Verpflichtung ausgenommen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Barrierefreiheit überall Standard wird.

Gerade für Unternehmen wie deins ist das eine wertvolle Chance. Eine barrierefreie Website signalisiert Verlässlichkeit, Weitsicht und Professionalität. Und nebenbei vermeidest du teure Nachbesserungen oder gar juristische Konsequenzen, wenn du frühzeitig investierst.

Ein Blick in die europäische Norm EN 301 549 zeigt, welche Anforderungen erfüllt sein müssen. Dazu zählen unter anderem:

  • Textalternativen für Bilder
  • Bedienbarkeit ohne Maus (Keyboard-Navigation)
  • Anpassbare Kontraste und Schriftgrößen
  • Verständliche Inhalte für Screenreader

Für eine detaillierte Prüfung kannst du Tools wie den WAVE Accessibility Checker oder Google Lighthouse nutzen. Diese helfen dir dabei, deine Seiten schnell auf Barrieren zu überprüfen.

Bedeutung für Unternehmen

Barrierefreiheit ist kein reines Compliance-Thema. Sie ist ein echter Wettbewerbsvorteil. Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Beeinträchtigung. Denk einmal darüber nach, welches Potenzial hier schlummert. Wenn deine Website für alle Menschen zugänglich ist, erreichst du nicht nur mehr Besucher, sondern zeigst auch Haltung.

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen bietet das eine wunderbare Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben. Während viele noch zögern, kannst du proaktiv sein und dich als Vorreiter positionieren. Das schafft Vertrauen und stärkt deine Marke nachhaltig.

Zudem verbessert barrierefreies Design auch ganz nebenbei die Suchmaschinenoptimierung. Google belohnt verständliche Strukturen, klare Inhalte und saubere technische Umsetzung. Damit schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe: Du optimierst deine User Experience und steigerst gleichzeitig dein Ranking.

Wenn du tiefer eintauchen willst, empfehle ich dir auch das Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Hier findest du die international gültigen Standards für barrierefreies Webdesign.

Barrieren verstehen

Bevor wir Elementor öffnen und loslegen, ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln. Welche Barrieren gibt es eigentlich, die Menschen bei der Nutzung einer Website behindern können?

Zunächst sind da die visuellen Barrieren: Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder Farbenfehlsichtigkeit benötigen ausreichende Kontraste und die Möglichkeit, die Schriftgröße zu skalieren. Auch Screenreader-Unterstützung ist hier essenziell.

Dann gibt es motorische Einschränkungen. Nicht jeder kann eine Maus nutzen. Deshalb ist es entscheidend, dass deine Seite vollständig mit der Tastatur navigierbar ist. Elementor bietet hier einige Funktionen, die wir uns später noch genauer anschauen.

Vergiss auch kognitive Barrieren nicht. Klare Strukturen, verständliche Sprache und gut gegliederte Inhalte helfen Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Konzentrationsproblemen, sich besser zurechtzufinden.

Und schließlich die auditive Komponente: Für Videos oder Audio-Inhalte sollten Untertitel und Transkripte zur Verfügung stehen, damit auch Menschen mit Hörbeeinträchtigung alle Inhalte erfassen können.

Wenn du diese Aspekte schon im Design-Prozess berücksichtigst, legst du den Grundstein für eine wirklich inklusive Website.

Elementor Funktionen

Jetzt kommen wir zum praktischen Teil. Elementor ist ein hervorragendes Tool, um barrierefreies Webdesign umzusetzen. Auch wenn der Page-Builder nicht per se alle Anforderungen automatisch erfüllt, bietet er viele nützliche Features, mit denen du die Accessibility deiner Website deutlich verbessern kannst.

  • Semantische HTML-Struktur:
    Elementor Pro ermöglicht es dir, HTML-Tags wie <header>, <nav> oder <main> bewusst einzusetzen. Das hilft Screenreadern, deine Seite besser zu interpretieren.
  • Alt-Texte für Bilder:
    Vergiss nie, passende Alternativtexte einzufügen. Elementor erlaubt dir, direkt beim Einfügen eines Bildes den Alt-Text mitzugeben.
  • Tastatur-Navigation:
    Viele Widgets sind bereits darauf ausgelegt, per Tabulator-Taste bedient zu werden. Für benutzerdefinierte Inhalte solltest du jedoch zusätzliche Tests durchführen.
  • Kontrastreiche Farbgestaltung:
    Mit den flexiblen Design-Optionen in Elementor kannst du Farbkontraste optimal anpassen. Nutze hier gerne auch externe Tools wie den Colour Contrast Checker, um deine Farbkombinationen zu überprüfen.
  • Responsives Design:
    Elementor bietet dir vollständige Kontrolle über die mobile Ansicht. So stellst du sicher, dass deine Inhalte auf allen Geräten gut lesbar bleiben.

Durch diese Funktionen legst du das technische Fundament für eine barrierefreie Website. Doch das ist erst der Anfang. Im zweiten Teil dieses Beitrags zeige ich dir, wie du diese Grundlagen gezielt anwendest, typische Fehler vermeidest und deine Seite final testest.

Typische Fehler vermeiden

Auch wenn Elementor vieles vereinfacht, gibt es Fallstricke, die sich leicht übersehen lassen. Ein häufiger Fehler: Animationen ohne Sinn und Verstand. Bewegte Elemente können für Menschen mit kognitiven Einschränkungen schnell überfordernd wirken. Du solltest Animationen daher nur gezielt einsetzen und Nutzern die Möglichkeit geben, diese zu deaktivieren.

Ein weiteres Problem ist das „Vergessen“ von Fokus-Indikatoren. Beim Tabben durch die Seite muss für die Nutzer klar sichtbar sein, welches Element gerade aktiv ist. Elementor unterstützt das zwar, doch zusätzliche CSS-Anpassungen können helfen, den Fokus besser hervorzuheben.

Auch Formulare sind eine potenzielle Fehlerquelle. Achte darauf, dass alle Felder korrekt beschriftet sind und es klare Fehlermeldungen gibt, falls mal etwas schiefläuft. Tools wie axe Accessibility Checker können dir helfen, genau solche Schwachstellen zu identifizieren.

Eine letzte Stolperfalle betrifft PDFs oder eingebettete Dokumente. Sie sind oft nicht barrierefrei und sollten daher besser als HTML-Inhalte aufbereitet werden.

Erweiterte Tipps für barrierefreies Design

Barrierefreiheit endet nicht bei Kontrast und Alt-Text. Um deine Seite wirklich auf ein professionelles Level zu heben, kannst du noch einen Schritt weiter gehen.

Aria-Labels und Roles nutzen:
Mit zusätzlichen Attributen wie aria-label oder role erklärst du Screenreadern die Bedeutung bestimmter Inhalte genauer. Elementor erlaubt es dir über die benutzerdefinierte HTML-Funktion, solche Attribute gezielt zu ergänzen.

Klare Navigationsstruktur:
Orientierung ist für alle Nutzer wichtig. Gliedere deine Inhalte logisch, arbeite mit Zwischenüberschriften und verlinke relevante Inhalte sinnvoll. Hier bietet sich perfekt eine interne Verlinkung zu meinen Seiten wie zur /design-flatrate/ oder /onpage-seo/ an.

Responsive Schriftgrößen:
Statt fester Pixelgrößen solltest du relative Maßeinheiten wie „em“ oder „rem“ verwenden. So passt sich deine Schriftgröße flexibel an verschiedene Geräte und Einstellungen der Nutzer an.

Medien mit Bedacht einbinden:
Videos sollten Untertitel oder Audiobeschreibungen haben. Elementor bietet zwar keine direkte Untertitel-Funktion, doch mit Tools wie Kapwing kannst du deine Videos vor dem Upload mit Untertiteln versehen.

Diese Details zeigen deinen Besuchern: Hier wurde mitgedacht. Hier zählt jeder Nutzer.

Test & Optimierung

Die beste Theorie nutzt wenig, wenn sie nicht in der Praxis überprüft wird. Ich empfehle dir, deine Website regelmäßig zu testen – besonders dann, wenn du Änderungen vornimmst.

Nutze dazu nicht nur automatische Tests, sondern auch manuelle Prüfungen. Navigiere deine Seite ausschließlich mit der Tastatur, lass dir die Inhalte von einem Screenreader wie NVDA vorlesen oder simuliere eine Farbschwäche mit Firefox Browser-Extensions wie NoCoffee Vision Simulator.

Auch Google Lighthouse bietet mittlerweile Accessibility-Audits, die wertvolle Hinweise liefern. Doch verlasse dich nie nur auf technische Checks. Frage auch reale Menschen mit Einschränkungen nach ihrem Feedback – es gibt kaum bessere Insights.

Zuletzt lohnt sich auch ein Blick auf die Ladezeiten. Barrierefreie Seiten sind oft schlanker und damit schneller, was wiederum dein SEO-Ranking positiv beeinflusst. Setze hier zusätzlich auf Bildkomprimierung und Caching-Plugins.

Zukunftsausblick

Die Barrierefreiheit im Webdesign wird weiter an Bedeutung gewinnen. Schon jetzt signalisieren Google und andere Suchmaschinen, dass sie Barrierefreiheit als Qualitätsmerkmal anerkennen. Es ist absehbar, dass sich diese Entwicklung fortsetzt.

Noch entscheidender: Im Jahr 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz vollständig in Kraft. Dieses Gesetz verpflichtet viele Unternehmen – insbesondere Betreiber von Online-Shops, Dienstleistungsplattformen und Informationsportalen –, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Auch wenn kleinere Unternehmen vorerst noch ausgenommen sind, solltest du die Chance nutzen, frühzeitig vorbereitet zu sein. Denn spätestens beim nächsten größeren Relaunch oder rechtlicher Verschärfung wird die Anpassung ohnehin nötig.

Ich empfehle dir daher, Barrierefreiheit nicht nur als Pflicht zu betrachten, sondern als strategischen Vorteil. Unternehmen, die bereits jetzt barrierefrei sind, müssen später nicht hektisch nachrüsten – und vermeiden teure Anpassungen oder gar Bußgelder.

Besonders Elementor wird in kommenden Updates weitere Accessibility-Features integrieren. Schon heute arbeitet das Entwicklerteam daran, ihre Widgets noch besser zugänglich zu machen. Es lohnt sich also, regelmäßig die Update-Notes zu lesen und neue Funktionen direkt zu testen.

Wenn du hier vorne dabei bist, zeigst du deinen Kunden und Partnern, dass du vorausschauend handelst – und positionierst dich als verlässlicher Partner für die digitale Zukunft.

Fazit zum Mitnehmen

Barrierefreies Webdesign ist kein Bonus, es ist eine Selbstverständlichkeit. Mit Elementor hast du ein starkes Werkzeug an der Hand, um deine Website inklusiv zu gestalten – ohne dabei auf Ästhetik oder Funktionalität zu verzichten.

Wenn du deine Seiten frühzeitig auf Barrierefreiheit ausrichtest, schaffst du echte Mehrwerte. Für deine Besucher, für deine Marke und nicht zuletzt auch für dein Google-Ranking.

Ich kann dir aus Erfahrung sagen: Sobald du die ersten Projekte in dieser Richtung umsetzt, wirst du feststellen, wie bereichernd dieser Prozess ist. Du schaffst damit keine Einschränkungen, sondern öffnest neue Türen.

Und falls du dabei Unterstützung brauchst, stehe ich dir natürlich gerne zur Seite. Mit meiner Erfahrung im Bereich Elementor und barrierefreies Design helfe ich dir, aus deiner Website das Beste herauszuholen.

Hier hast du einen klaren Überblick über alle Kategorien.

Du willst diesen Beitrag teilen? Kein Problem!